Schwerpunkt: Gegenwartsstudien
Als Kunsthistoriker/innen betrachten, studieren und reflektieren wir Bilder jeglicher Epochen – allerdings stets vom Standpunkt unserer eigenen Gegenwart aus. Wir fragen aus diesem Hier und Jetzt nach deren historischer Herkunft und untersuchen sie mit den uns zur Verfügung stehenden Methoden.Manchmal erscheint uns die eigene Gegenwart – oder die unseres Faches ,Kunstgeschichte' –als ein blinder Fleck, frei nach Duchamp, der es einmal so ausdrückte: „Wir sind alle im Teig und wir sehen nichts um uns herum. Immer erst 50 Jahre später nehmen die Dinge Gestalt an."
Die eigene Gegenwart zu beschreiben ist somit ein heikles Unterfangen, da der zeitgenössischen Analyse die Distanz zu den Dingen um uns herum vielfach fehlt und manchmal erst der zeitliche Abstand Klarheit schafft. Hier nun kommt wiederum die Kunst ins Spiel: Tatsächlich kann Kunst als ein Reflexionsmedium verstanden werden, um den blinden Fleck ‚Gegenwart‘, in dem man sich befindet, verstehen und beschreiben zu können.
Mit dem Bachelor-Schwerpunkt ,Gegenwartsstudien', der ab dem WiSe 2018/19 für Kernfachstudierende des Bachelor-Studiengangs Kunstgeschichte wählbar ist, wird es möglich innerhalb der Kursstruktur einen Fokus auf Überlegungen zum Verhältnis von Gegenwart und Kunst zu legen. Immer dann, wenn in den Kursen die zahlreichen ,Zeitlinien', die sich im Fach Kunstgeschichte überkreuzen, thematisch werden, können diese Veranstaltungen Teil des Schwerpunkts ,Gegenwartsstudien' sein.Dies kann zuvorderst bedeuten, jene Kunst, die in der eigenen Gegenwart produziert, entdeckt oder vermittelt wird, als Gegenstand heranzuziehen. Diese Kunst bezeichnen wir meist als ,zeitgenössische Kunst'. Was aber daran ist zeitgenössisch bzw. worin liegt die Relevanz dieser Kunst für uns jetzt?Ein Nachdenken über aktuelle Diskurse, die die eigene Gegenwart prägen, wie u.a. über Materialitäts-, Postcolonial- und Diversity-Diskurse, verstärkt diese Fokussierung.
Zugleich heißt es zu berücksichtigen, dass jede Zeit ihre eigene Gegenwart hat. Artefakte und Bilder des Mittelalters über die Neuzeit bis hinein in die Jetztzeit reagieren auf ihre je eigene Gegenwart, deren Bedingungen in der Analyse und Beschreibung mitgedacht werden müssen.Den, bspw. mittelalterlichen elfenbeinernen Heribert-Kamm, verstehen zu können, erfordert die Rekonstruktion seines liturgischen Kontexts und damit einer bereits vergangenen Gegenwart um nicht Gefahr zu laufen moderne Konzepte von Funktion und Körperlichkeit unreflektiert darauf anzuwenden.
Die Veranstaltungen des Instituts für Kunstgeschichte, die im Bachelor-Schwerpunkt wählbar sind, sind im HISLSF unter der Rubrik ,Schwerpunkte' einsehbar.
Veranstaltungen des Schwerpunktes Gegenwartsstudien
- AbstrAKTION – Schüchter
- Bildfragen – Skrandies
- "Das hätte ich auch gekonnt" - Kunst zwischen Banalität und Radikalität – Keck
- Fluxus global/divers? Wir untersuchen zwei Ausstellungen in transkultureller und Gender-Perspektive – Koch
- Kunstgeschichte FLOW – Trinkert
- Kunsthalle Bielefeld - Mitarbeit an der aktuellen Ausstellung – Skrandies
- Künstlerin, Auftraggeberin, Motiv - Frauen in den neuzeitlichen Bildkünsten – Putzger
- Tier- und Monsterdarstellungen in der mittelalterlichen Kunst – Fahrnbauer
- True Crime? Fotografie und Kriminalistik im 19. Jahrhundert – Franconi
- Wo sind wir? Ästhetik der Critical Zone – Skrandies
Für die Anrechenbarkeit von Kursen aus dem Wahlpflichtbereich gilt bei Unklarheit eine Absprache mit der Schwerpunkt-Ansprechpartnerin Nina-Marie Schüchter.
Der nachfolgende, als exemplarisch zu verstehende, Studienverlaufsplan, markiert innerhalb des Kernfachs B.A. jene Veranstaltungen, die mit dem inhaltlichen Schwerpunkt ,Gegenwartsstudien' belegt werden müssen, um sich am Ende des Studiums den Schwerpunkt zertifizieren lassen zu können. Dies erfolgt durch ein Transcript of Records, das die belegten Lehrveranstaltungen darstellt.