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Kunst für Kinder

Mitte des 19. Jahrhunderts florierten in Düsseldorf und Umgebung Verlage und Druckereien. In Zusammenarbeit mit diesen entstanden im Umfeld der Kunstakademie prächtige Illustrationen, farbige Lithografien, zarte Holz- oder Stahlstiche. Eine große Zahl dieser Bilder richtete sich auch an Kinder: ABC-Bücher, Märchenkompilationen, Fabeln, Sachbücher, Kinder-Almanache und anderes wurden mit teils hohem künstlerischen Anspruch gestaltet. Der Maler Gustav Süs beispielsweise fand in der Kinderliteratur sein hauptsächliches Tätigkeitsfeld und avancierte mit Otto Speckter in Hamburg zum beliebtesten Tier-Illustrator der Zeit. Der Maler Robert Reinick (von einem Freund als „die große Herzenswärmflasche“ charakterisiert) fand hier zu seiner Zweitbegabung, in der er sich nicht nur zum meistgelesenen, sondern auch zum am häufigsten vertonten Dichter seiner Generation entwickelte. Johann Baptist Sonderland wiederum fand ein Nebeneinkommen in der Sachbuch-Illustration für Kinder.

Die gemeinsame Arbeit an einem Werk entsprach dem Selbstverständnis der Düsseldorfer Malerschule und spiegelt sich in zahlreichen aufwändigen Buchprojekten, die bildende Künstler, Dichter und Komponisten gemeinsam umsetzten. In diesem Geist arbeitete auch ein Künstler-Kreis, der sich im Umfeld der Dresdener Akademie formierte, als die Maler Eduard Bendemann und Julius Hübner aus Düsseldorf dorthin berufen wurden, Hugo Bürkner als Leiter des Ateliers für Holzschneidekunst ebendort und Robert Reinick ihnen folgten. Auf dem Feld der Kinderbuch-Illustration entwickelte sich eine besonders produktive Zusammenarbeit mit der bereits ansässigen Künstlerschaft. Maßgeblich war die Teilnahme von Ludwig Richter, der bis heute bekannteste deutsche Kinderbuch-Illustrator des 19. Jahrhunderts. Richter erkannte früh die Möglichkeit, gerade in der Illustration für Kinderbücher frei künstlerisch zu arbeiten und weit über das übliche Publikum hinaus Betrachter für seine Kunst zu begeistern.

In diesem Sinne wurde das illustrierte Kinderbuch, insbesondere das Bilderbuch, früh als Medium der Kunstvermittlung begriffen. Dieses Verständnis blieb erhalten. Es lebte im Kreis der Reformerziehungsbewegung und beispielsweise auch der Berliner Sezessionisten um 1900 mit der Forderung nach einer Aufwertung der künstlerischen Qualität des Bilderbuchs auf und bleibt in dem von namenhaften Illustratoren des 20. Jahrhunderts postulierten Verständnisses des Bilderbuchs als „erstes Museum im Leben des Kindes“ präsent.

Form, Partner, Einbettung:

Die Ausstellung wird Beispiele der Düsseldorfer und Dresdener Kinderbücher multimedial präsentieren. Sie ist in fünf Sektionen – Bildgenese, „Fabulieren und Spielen“, „Lernen und Leben“, „Unter Bilderbuch-Künstlern“, Rezeption – gegliedert. Sie baut auf den digitalisierten historischen Beständen der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, speziell den illustrierten Kinderbüchern der Düsseldorfer Malerschule um 1850, auf. Hinzu kommen Leihgaben aus Museen und Bibliotheken.

Für das Einsprechen von Textpassagen und das Einspielen von Liedern – darunter eine Ersteinspielung Robert Schumanns, sowie Lieder von Ferdinand Hiller und dem Volkslied-Sammler Johann Peter Cornelius d'Alquen – konnten Mitglieder und Absolventen der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und das Schauspielhaus Düsseldorf als Partner gewonnen werden.
Die Ausstellung wird von der Deutschen Digitalen Bibliothek gehostet werden und ist in das Programm der Bürgeruniversität an der HHU aufgenommen worden. Ein Vermittlungsprogramm wird auf dem Blog der Bürgeruniversität publiziert werden.

Projektleitung: Dr. Anna Seidel

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