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Besuch der Krypta Robert Schumann Hochschule

Musik und Kunst: zwei Sprachen, die die Menschheit verbinden

Ein Besuch in der Krypta der Robert-Schumann-Hochschule


Von: Barbara Jakoby

Wenn die Studenten nicht zur Kirche kommen, kommt die Kirche zu den Studenten: Aus diesem Gedanken heraus gestaltete der Düsseldorfer Künstler Emil Schult vor mehr als 20 Jahren unter dem Partikasaal der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf eine Krypta, die für Studenten der Kirchenmusik ein Ort des Meditierens, Komponierens und Musizierens werden sollte. Ein sakraler Raum ganz in der Nähe der Ausbildungsstätte erspare den zeitaufwendigen Weg zur nächsten Kirche, war die Idee. Leider sehe die Praxis anders aus, bekennt Schult heute: Die Krypta werde kaum von Studenten genutzt. „Die haben ja alle keine Zeit mehr.“ Umso größer ist das Interesse einer kunstinteressierten Öffentlichkeit, die der Künstler gerne durch die Krypta führt - so wie jüngst Mitglieder des Kreises der Freunde des Instituts für Kunstgeschichte an der Heinrich-Heine-Universität. Ohne seine Erläuterungen bliebe dem Betrachter die Bedeutung der farbenfrohen Wand-, Decken- und Bodengemälde wohl weitgehend verschlossen. Und so folgten die Gäste gespannt einem Exkurs über hebräische Zahlen- und christliche Bildsymbolik, Bild- und Farbkompositionen sowie Materialtechniken.

Offen berichtete der Künstler auch von Konflikten, die bei dieser Auftragsarbeit nicht ausgeblieben waren. Fünf Köpfe waren es nämlich, deren Ideen zu einem künstlerisch und spirituellen Ganzen vereint werden sollten. Initiiert wurde die Krypta vom damaligen Rektor der Hochschule, Prof. Dr. Helmut Kirchmeyer. In Monsignore Hans A. Hutmacher stand dem Künstler ein profunder Kenner der biblischen Zahlensymbolik zur Seite. Der Düsseldorfer Unternehmer Friedrich-Wilhelm Hempel finanzierte den Bau und machte unter anderem zur Auflage, dass die Krypta von allen Konfessionen genutzt werden kann. Das führte 1997 sogar zu einem Baustopp, als Schult die Stirnwand der Krypta mit einem großen Kreuz gestaltete. Ein Kindheitserlebnis, das dem Beuys-Schüler ins Gedächtnis geschrieben war, brachte die Lösung: „In Kevelaer habe ich mal gesehen, dass da im Winter die Altäre zugemacht werden.“ Und so kann das Kreuz in der Krypta nun bei Bedarf durch Schiebetüren verdeckt werden. Auch seine Verwendung von reichlich Blattgold brachte Schult zunächst mit Blick auf die Finanzierbarkeit Kritik ein. So teuer sei das gar nicht, überzeugte er schließlich seine Auftraggeber. Mehr noch aber zog wohl sein theologischer Ansatz: „Gold kommt aus dem Weltall und ist unsere Verbindung zur Ewigkeit.“
Wie ein großes Puzzle wirken die Seitenwände, auf denen die Völker und Kulturen der Menschheit dargestellt sind - im Rückgriff auf das Neue Testament 153 an der Zahl. Hier darf man dann zuweilen rätseln, welches Symbol welchem Volk zuzuordnen ist. Eingeordnet sind auf der Völkerwand auch sechs Musikinstrumente, die ebenso wie eine künstlerische Darstellung der Gregorianischen Medaillon-Doxologie auf den Ort und seine Bestimmung hinweist. „Musik und Kunst sind die zwei Sprachen, die die Menschheit verbinden“, ist Schult überzeugt.

Karlheinz Stockhausen hat zu einer ausgesuchten Sequenz von 50 Bildelementen der Krypta 50 Klangbilder komponiert, die den optischen Eindrücken ein musikalisch-sinnliches Erlebnis zuordnet. „Es ist, als flöge man mit einem Raumschiff durch das Weltall und habe das Fenster geöffnet“, beschrieb eine Teilnehmerin beeindruckt ihr Empfinden beim Hören.



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